Digitalisierung bedeutet Veränderung
Der Artikel thematisiert die Veränderungsbereitschaft als zentrale Voraussetzung für eine umfassende digitale Transformation des Unternehmens. Meiner Beobachtung zufolge scheitert die Digitalisierung in Unternehmen am Häufigsten an „Kopfsachen“ ala „weiter so“. Wir schauen hier ob und warum das so ist. Zuvor, wie sich das äußert
Ich habe eine Idee!!!
Kennen Sie das: Sie möchten ein neues Produkt einführen, einen neuen Prozess oder wollen auch nur eine Idee diskutieren. Ihr Gegenüber schaut Sie an: Super, das ist wirklich eine tolle Idee, aber leider geht das nicht, weil…
Sieger schauen in die Zukunft und agieren – Verlierer hassen Veränderung und reagieren. Schauen wir mal im Privaten: Sie fahren jedes Jahr nach Italien (Ort austauschbar) weil es dort so schön ist und man sich so gut erholen kann. Daran ist per se erst mal nichts falsch.
Jetzt stellen Sie sich mal vor: Da kommt jemand und sagt Ihnen : Dieses Jahr kein Italien, wir fahren nach Rumänien in die Karpaten. Was passiert da? Da ist erst mal der Reflex: Super, das ist wirklich eine tolle Idee, aber…? …lieber doch erst mal Italien. Und wenn wir es dann doch schaffen, aus der sog. Komfortzone rauszugehen, dann sind wir fast immer begeistert. Doch wie häufig schaffen wir das? Ich stelle mir immer wieder die Frage:
Warum scheuen Menschen die Veränderung?
Warum ist das so? Die Antwort ist einfach: Menschen sind nicht auf Veränderung gepolt. Veränderung bringt unseren bisherigen Bezugsrahmen ins Wanken.
Gewohntes gibt Sicherheit. Neues verunsichert. Das Festhalten an Bekanntem bietet mehr Überlebensvorteil. Die Welt wird immer komplexer und unsicherer in einer digitalisierten Welt. Da wir nicht wissen, wie die Welt zukünftig aussehen kann, entwickeln und berufen wir uns auf Glaubenssätze, die uns helfen sollen, die Welt zu verstehen. Das Hauptmotiv ist fast immer Schmerzvermeidung.
Das spiegelt sich so in folgenden „Ausreden“ oder auch „Glaubenssätzen“, die ich von vielen Unternehmen schon gehört habe.
Best of Ausreden, warum wir uns nicht verändern können/wollen/dürfen
“Mein Geschäft läuft doch! Ich bin Mittelständler und verdiene gutes Geld. Warum sollte ich daran etwas ändern? Zudem sind wir auch ein produzierendes Unternehmen. Was soll ich da digitalisieren?”
Übersetzung: Junge, du hast keine Ahnung. Verdien erst mal Geld. Produktion und Digitalisierung hat nichts miteinander zu tun. Auf Kölsch: Et es wie et es.
“Als kleines Unternehmen mit 5 Angestellten fehlt uns die Zeit und das Geld und generell die Kapazitäten für Digitalisierung”
Übersetzung: Ich denke kurzfristig und möchte keine weiteren Geschäftsfelder erschliessen. Auf Kölsch: Et kütt wie et kütt
“Bei uns zählt der persönliche Kontakt. Wir kümmern uns um den Kunden direkt”
Übersetzung: Schuster, bleib bei deinen Leisten. Auf Kölsch: Kenne mer nit, bruche mer nit, fott domet.
“Wir sind Dienstleister im B2B Bereich und haben einen festen Kundenstamm. Da gibt es im Moment wenig zu transformieren”
Übersetzung: Wir wollen keine neuen Kunden. Wir brauchen keine neuen Kunden. Wir bekommen keine neuen Kunden. Auf Kölsch: Wat wells de maache?
“Ich weiss ganz genau, dass Digitalisierung wichtig ist. Ich schaue mir das aber erst mal in Ruhe als Zuschauer an. Schliesslich bin ich kein Innovator und muss das auch nicht sein. Die Vergangenheit gibt uns damit Recht”
Übersetzung: Lass mich in Ruhe. Es geht auch so. Zuviel Neuerung muss nicht gut sein. Wir machen erst mal GAR NIX. Auf Kölsch: Kenne mer nit, bruche mer nit, fott domet.
“Wir beobachten erst mal was passiert. Meine Führung hat in den letzten 15 Jahren auch so funktioniert. Die Zahlen stimmen, Business läuft”
Übersetzung: Management verändert sich ständig. Wir müssen nicht jede Dau durchs Dorf treiben. Auf Kölsch: Do laachs de disch kapott.
“Wir haben im Moment keine Zeit, da unser großes Projekt Kundenfokus 2030 läuft. Das ist in einem halben Jahr abgeschlossen, dann widmen wir uns dem Projekt Digitalisierung”
Übersetzung: Wir sind froh, dass wir unsere Vorgaben von oben haben, die wir umsetzen. Dann müssen wir nicht selber nachdenken. Auf Kölsch: Höösch.
“Wir haben dieses Jahr kein Budget mehr für Digitalisierungsprojekte oder Fortbildung ”
Übersetzung: Irgendwann ist auch mal gut. Ständig Neues und ständig Fortbildung. Können wir nicht bezahlen und haben auch keinen Bock drauf. Auf Kölsch: Wat soll dä Kwatsch?
“Das sind sehr gute Ideen, aber das geht datenschutzrechtlich nicht. Hier sind wir leider sehr stark reguliert”
Übersetzung: Ich suche immer etwas, warum ich unterlassen kann. Im Zweifelsfall ist das der Datenschutz. Zieht bei den dummen Deutschen immer. Auf Kölsch: Wat wells de maache?
“Digitalisierung ist nur etwas für die großen Unternehmen, Wie sollen wir schon mit Amazon und Co. mitgehen können?”
Übersetzung: Ich bin so klein und die anderen haben immer Glück und ich immer Pech. MIMIMIMIMI. Auf Kölsch: Do laachs de disch kapott.
Da simme dabei: Wo ist Ihre Ausrede
Im Prinzip leben wir unsere Glaubenssätze. Das gilt für jeden von uns. Solange wir daran nicht arbeiten, werden wir auch unsere Einstellung nicht ändern. Mein Tipp: Stellen Sie Ihre bisherigen Glaubenssätze zusammen und ersetzen diese durch neue, motivierende, nicht beschränkende. Denn die Krux ist: Jeder sieht Digitalisierung als positiv an- nur nicht bei sich selber! Jeder findet die oben beschriebenen Ausreden lustig. Aber wir selber?
Warum ist das so? Weil es extrem schwer ist, sich selber in Frage zu stellen. Es gibt immer einen Schuldigen. Viel einfacher als bei uns selber anzufangen und wirklich zu verändern! Wer es nicht schafft, sich selber zu verändern wird auch keine Veränderung bei anderen oder innerhalb einer Organisation herbeiführen.
Leader müssen daher auch zu Veränderern werden. Auch spannend: Digitalisierung ist kein Projekt