Digitalisierung ist kein Projekt
Digitalisierung ist kein Projekt... es ist verdammt noch mal eine Daueraufgabe. Nochmal: Digitalisierung ist kein Projekt! Ein Großteil des Mittelstandes hat das noch nicht verstanden und wird auch noch eine ganze Zeit brauchen. Das hat vielfältige Gründe, die ich immer wieder in meinen Vorträgen als Keynotespeaker erlebe. Meistens ist es jedoch die Angst vor dauerhafter Veränderung, die uns davon anhält, die digitale Transformation wirklich anzunehmen.
Ich habe letzte Woche wieder ein Treffen gehabt: Ein Unternehmer möchte seine Webseite updaten, relaunchen, neu gestalten. Ich frage nach dem Ziel. Er sagt, es soll erst mal langsam losgehen. Die Webseite soll eher so ein Schaufenster sein. Und auch möglichst schnell abgeschlossen sein. Wie teuer so etwas sei? Ich frage dann manchmal zurück: Wie teuer ist ein Auto? Verblüffte Blicke. Meistens ist für mich dann schon klar, dass eine Zusammenarbeit schwierig ist.
Warum: Es hat noch nicht „Klick“ gemacht. Wir führen erst mal unser bestehendes Geschäft so weiter. Ja. Wir beobachten. Aber so richtig viel wollen wir nicht machen. Wir wollen eben nicht so viel verändern. Das ist das Problem. Denn: Digitalisierung bedeutet im Wesentlichen Veränderung.
Und verändern möchten wir uns als Menschen nur, wenn wir entweder einen großen Schmerz verspüren oder Leidenschaft entwickeln. Ansonsten fühlen wir uns wohl in unser Komfortzone. Es ist die Angst, die viele Menschen treibt. Auch Unternehmer. In 90 Prozent der Fälle ist Schmerz der Grund für Veränderung. Häufig ist es dann zu spät. 3 Voraussetzungen um die Digitalisierung wirklich anzugehen. Und dem Schmerz zuvor zukommen.
Digitalisierung braucht Leidenschaft und Mindset
An erster Stelle muss die Erkenntnis stehen, dass ich als Mensch und auch als Unternehmen die Digitalisierung, die digitale Transformation selbst gestalten kann. Egal welches Unternehmen, egal welche Branche und im Prinzip auch egal, welche Position im Unternehmen ich habe. Ich habe die Macht, den Willen und das Können, Dinge zu beeinflussen.
Das unternehmerische Mindset hat, nicht zuletzt durch unser absolut verfehltes Bildungssystem, sich historisch dahingehend entwickelt, dass viele Unternehmer und Unternehmen und auch Mitarbeiter zu Risikovermeidern degeneriert sind. Das ist bei einer tiefgreifenden Veränderung wie der Digitalisierung tödlich, denn:
- Der Wettbewerb ist trotz Handelskriegen etc. extrem global. Unternehmen aus Deutschland konkurrieren mit Unternehmen aus China und den USA stärker denn je. In beiden angesprochenen Ländern gibt es dieses Mindset nicht.
- Die Digitalisierung betrifft alle Lebensbereiche. Daten bedeuten Macht. Wissen alleine reicht nicht. Die Umsetzung wird immer relevanter. Wer die Methoden modernen Online-Marketings nicht beherrscht, hat im globalen Wettbewerb fast keine Chance.
Digitalisierung braucht eine langfristige Vision
Das ist so eine schöne Floskel. Ich habe ein praktisches Beispiel: Die Baumeister des Kölner Doms haben an einer Sache gearbeitet, die Generationen überdauert. Eine Sache, die kein Projekt im klassischen Sinne war. Denn: Ihnen war klar, dass das was Sie errichten, was Sie bauen, nicht von Ihnen fertig gestellt wird. Sie werden die Lorbeeren nicht einsammeln können.
Und das ist eine Denke, die im krassen Gegensatz zu dem steht, was ich häufig erlebe. Vorstände, Unternehmer, Manager, die sich denken: „Warum soll ich dieses Risiko noch eingehen und etwas verändern- die paar Jahre bleibe ich lieber bei dem, was ich immer gemacht habe.“
Das was diesen Menschen fehlt, ist der Glaube an etwas Stärkeres. Zum Beispiel eine Vision, die auch Ihre Zeit überdauert. Deswegen darf Digitalisierung kein abschliessbares Projekt sein. Es ist eine Daueraufgabe.
Digitalisierung bedeutet Umsetzung
Eine Idee ist nichts wert, wenn sie nicht umgesetzt wird. Ich bin sogar der Überzeugung, dass Unternehmensgründungen mit tollen Ideen häufiger scheitern, als Unternehmensgründungen mit weniger spektakulären Ideen. Der Grund ist einfach: Execution ist Alles.
Eine Idee ohne Umsetzung ist nichts wert. Die Digitalisierung gibt uns die Möglichkeiten dazu. Die Zeit des „Annahmen treffens“ ist vorbei. Es gilt Ideen zu testen. Und hierfür gibt es nur einen Tester: Den potentiellen Kunden. Build-Measure-Learn ist eine Methode um Ideen auf Ihre Marktakzeptanz zu testen um erfolgreiche Produkte zu entwickeln.
Das gilt auch für die Digitalisierung als Daueraufgabe. Natürlich ist eine langfristige Ausrichtung wichtig. Sie sollte uns aber nicht davon abhalten mit „kleinen“ Unteraufgaben direkt zu beginnen.
Fazit
Wir stellen fest: Die Webseite ist kein Projekt. Die Webseite ist Daueraufgabe. Die Webseite kann stellvertretend für den Business Plan des Unternehmens stehen. An der Webseite zu arbeiten bedeutet, am Unternehmen, am Geschäftsmodell, an Veränderung zu arbeiten. Und nicht nur für einen bestimmten Zeitraum sondern auch für zukünftige Generationen.
Ich rate daher Jedem: Die Webseite ist genauso wenig ein Projekt wie es die Digitalisierung als solches ist. Wenn wir das verstehen, sind unsere Chancen auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu sein, wesentlich größer. Siehe hierzu auch: Die 7 Prinzipien der Digitalisierung