Faule Kompromisse von Matthias Schranner
Wie gut verhandeln unsere Politiker? so der Untertitel des Buches von Autor Matthias Schranner (Matthias Schranner ist ehemaliger Polizist, jetzt Verhandlungsexperte und wurde u.a. von FBI ausgebildet, hat zahlreiche Geiselnahmen verhandelt und als verdeckter Ermittler gearbeitet. Er hat sich mit seinem Unternehmen auf schwierige Verhandlungen fokussiert, gibt Seminare und Workshops zu dem Thema). Die Aufgaben eines Politikers sind vielfältig. Meines Erachtens nach wird ein Politiker vom Volk gewählt, damit er dessen Interessen vertritt. Politiker müssen Rahmenbedingungen schaffen, dass eine Gesellschaft gut funktioniert. Politiker haben das Ziel, durch ihr Denken Probleme der Gesellschaft zu lösen und durch ihr Handeln Einfluss auf politische Entscheidungen zu nehmen.
Politiker verhandeln ständig
Bei all diesen Aufgaben ist Ihnen gemein, dass sie ständig verhandeln müssen. Mit anderen Parteien, mit Bürgern, mit anderen Ländern. Verhandeln als Wettbewerb von Interessen, als Austarieren von Möglichkeiten, als Finden einer gemeinsamen Lösung- das ist schon wichtig. Wenn man es genau überlegt, sollte die Fähigkeit bzw. die Kompetenz des Verhandelns eine der Voraussetzungen für einen Politiker sein. So die Theorie. Die Praxis sieht so aus, dass Politiker oftmals stümperhafte Verhandler sind.
Kompetenzen von Verhandlern
Matthias Schranner nennt vier Wesentliche:
- Persönlichkeitskompetenz (eigene Werte und Visionen, Verantwortung, Belastbarkeit, Lebenserfahrung)
- Fachkompetenz (eigene Fachkompetenz, Empfänglichkeit für kompetente Beratung, Führungskompetenz)
- Methodenkompetenz (Zielsetzung, Strategiefindung, taktisches Geschick)
- Sozialkompetenz (Beziehungsaufbau, Kommunikation nach innen und Aussen)
Nimmt man diese Kompetenzen, so kann jeder selbst beurteilen, wie es in der aktuellen politischen Landschaft mit guten Verhandlern aussieht! Im Folgenden werden die Phasen einer Verhandlung beschrieben:
- Konflikt
- Verhandlung
- Kontakt
- Gespräche
- Sondierung
- Schlichtung oder Krieg
Verhandlung ist ein Prozess, dem eine Methodik zugrunde liegt
Man unterscheidet Ziel, Strategie und Taktik. Das Ziel (am Besten: SMART) ist das zu erreichende Ergebnis (Einigung, gewollte und nicht- gewollte Nicht-Einigung). Die Strategie ist die Leitlinie, der rote Faden durch den Verhandlungsprozess. Dabei unterscheidet man: Competing (Druck und Gegendruch), Accomodating (Nachgeben), Compromising (Kompromiss), Avoiding (Spiel auf Zeit), Collaboration (Integrativ)
Die Taktik ist die konkrete Umsetzung der Strategie- ergo eine Tätigkeit. Hier eine Auflistung der wichtigsten Taktiken für politische Verhandlungen:
- Entscheidungsträger dürfen nicht verhandeln
- Verhandlungen im Krisenstab führen
- Jederzeit absolute Geheimhaltung
- Immer respektvoll
- Emotionalität beherrschen
- Anker setzen
- Lob
- Argumentation vermeiden
- Forderungen im Konjunktiv anbringen
- Provokationen vermeiden
- Forderungen analysieren
- Warnen statt drohen
Schaut man sich bspw. die Sondierungsgespräche Ende 2017 an, so muss man konstatieren, dass sehr wenige der hier empfohlenen Taktiken angewendet wurden.
Faule Kompromisse: Wie gut verhandeln unsere Politiker?
Das Buch „Faule Kompromisse“, wie gut verhandeln unsere Politiker, sollte eigentlich eine Pflichtlektüre für jeden Politiker sein. Eine gute Einstiegslektüre um den eigentlichen Job, professioneller ausüben zu können. Auch für jeden Politikinteressierten ist das Buch eine absolute Bereicherung und empfehlenswert. Eine weitere Leseempfehlung finden Sie hier.