Zukunft des Online-Marketing- Interview Felix Beilharz
Printmedien klagen seit langem über zurückgehende Werbebudgets. Wie sieht heute die Verteilung der Budgets zwischen Online und Print aus?
2016 war das Jahr, in dem Online den Print-Sektor bei den Werbebudgets überholt hat. Damit ist Online der größte Werbemarkt in Deutschland. Bei den Unternehmen ist das aber noch sehr ungleich verteilt. Während manche komplett auf Digital setzen, tun sich andere sehr schwer, überhaupt Budgets zur Verfügung zu stellen. Meiner Erfahrung nach hat das viel mit Unwissen zu tun. Es herrscht eine große Wissenslücke bezüglich der Möglichkeiten, Chancen, aber auch Grenzen der digitalen Werbung. Da wird dann entweder pauschal verteufelt oder übertrieben in den Himmel gelobt, wo eine differenzierte Abwägung und gezielter Budgeteinsatz notwendig wären.
Inwieweit werden dem Online-Marketing durch die DSGVO Grenzen gesetzt?
Hier wird es sicherlich Einschnitte geben. Vor allem Werbekanäle, die sich bisher durch ausgeprägte Targeting- und Tracking-Möglichkeiten ausgezeichnet haben, zum Beispiel Facebook, werden erst einmal leiden. Das ist bereits abzusehen. Facebook hat beispielsweise schon jetzt einige Targeting- und Analysemöglichkeiten abgeschaltet. Gezieltes und vor allem geräteübergreifendes Tracking war nie so wichtig wie heute, wird aber durch die DSGVO nicht gerade leichter.
Ist das Online-Marketing in deutschen Unternehmen angekommen und wird es professionell betrieben? Wo gibt es Nachholbedarf?
Zumindest wächst das Verständnis für die Wichtigkeit. Ich beobachte allerdings immer noch einen extremen Gap zwischen den Unternehmen, die zum Beispiel auf Fachkonferenzen in meinem Publikum sitzen und Unternehmen, die ich etwa bei IHK-Veranstaltungen kennen lerne. Die einen haben sich gerade erst für die Einführung einer Social-Media-Strategie entschieden, die anderen spielen bereits virtuos auf der Digitalklaviatur. Es liegen mindestens fünf bis zehn Jahre an Wissensdifferenz zwischen den beiden Extremen. Da muss sich dringend etwas tun.