Montagsfehler: Die Fähigkeit des Lobens
In der deutschen Mentalität wird loben oft unterschätzt. Doch gerade Unternehmer – wie alle anderen Menschen auch – sollten mehr und vor allem auf die richtige Weise loben. In diesem Artikel werfe ich einen Blick darauf, wann sich loben lohnt und wie ein gutes Lob aufgebaut ist.
Loben statt kritisieren
“Nichts gesagt, ist genug gelobt” (dämliches Sprichwort aus Schwaben, was ich auf einer Keynote gehört habe). Es ist ein Mindset, eine Lebenseinstellung, positiv zu sein. In einer guten Welt ist Loben besser als Kritisieren. Mut und Selbstvertrauen sind besser als Hoffnungslosigkeit und Zweifel. Gegen ein gut formuliertes Lob kann man sich aus meiner Sicht gar nicht wehren. Wir müssen lernen, richtig zu loben. Unternehmer müssen lernen richtig zu loben. Eigentlich Jeder sollte lernen, richtig zu loben.
Wann macht Loben Sinn?
Gerade in schwierigen Situationen, in Verkaufssituationen oder in Verhandlungssituationen besteht die große Kunst nicht darin, den Anderen hochzufahren, Emotionen zu provozieren, sondern eher die andere Person zu stabilisieren. Je mehr mich die Person mag, desto einfacher lässt es sich mit dieser Person kommunizieren. Schon Dale Carnegie beschreibt dies in seinem Buch “how to win friends” eindrucksvoll.
Ein Beispiel für Loben:
Ich bin in Stuttgart, um dort einen Workshop zu geben. Neues Hotel, riecht etwas nach Farbe. Ansonsten wirklich ein super Hotel mit einem tollen Preis-/Leistungsverhältnis. Extrem freundliches Personal, was wirklich unterstützen möchte und nicht nur so tut. Sehr stylische Zimmer. Man sieht das Bad vom Zimmer aus. Ziemlich fancy.
Abends komme ich um 20 Uhr vom Workshop. Ziemlich müde. Einfach nur schlafen. Doch: Vor dem Hotel ist ein roter Teppich. Davor stehen Menschen. Laute Musik kommt aus der Lobby. Es ist Players Night des Stuttgarter Weissenhof, einem der größten Tennisturniere in Deutschland.
Was bedeutet das? Etwas lauterer Pegel als sonst. Musik bis 1 Uhr nachts und man wird als Gast etwas um den Schlaf gebracht. Ärgerlich – aber verkraftbar.
Am nächsten Morgen checke ich aus. Vor mir ein Mann am Schalter, den ich beobachte, wie er den Rezeptionisten zusammen staucht und sich lauthals über die Musik und überhaupt über alles beschwert. Ich merke, wie der Adressat abschaltet. Auf der einen Seite (Ohr) rein und der anderen raus. Wie fühlen wir selber uns, wenn uns jemand richtig vor den Bug haut? Wenn wir richtig kritisiert werden? Häufig genug machen wir dann den Vogel Strauss oder auch: Kopf in den Sand stecken. Wir machen dicht. Oder schalten auf Durchzug.
Also: Ich habe selbst eine Faust in der Tasche (also über die nächtliche Ruhestörung) und merke, dass das so nicht funktioniert. Ich sage mir also: LOBEN!
“Und Herr Dr. Porschen, wie hat es Ihnen gefallen?” (zunehmend frustrierter Rezeptionist). “Vielen Dank. Sie haben ein tolles Hotel mit einem überragenden Service. Mir wurde extrem gut weitergeholfen. Einer der Kollegen hat mir sogar eine Cola besorgt, obwohl der Automat nicht funktionierte. Ausserdem finde ich das Interieur sehr cool. Man kann vom Bett das Badezimmer sehen...” (Ich, der jetzt lobt. Authentisch lobt, weil ich das wirklich denke) Ich merke auf einmal wie der Kollege an der Rezeption mit zuhört. Nun ist er empfänglich für Feedback. “Wenn ich Ihnen nur ein klein wenig Feedback geben dürfte zu dem Auftritt gestern Abend, wäre ich sehr dankbar.” “Aber sehr gerne”. “Aus meiner Sicht macht es Sinn, die Gäste im Vorfeld zu informieren, wenn Sie abends eine Party im Hotel veranstalten. Ich hätte vielleicht etwas Essen gehen können und die Zeit ausserhalb des Hotels verbringen können. Aufgrund des Top-Angebots wäre ich dann auch gekommen – hätte nur besser planen können.” (Ich merke, wie er auf seinen Bildschirm schaut und die Maus bewegt.) Der Kollege schaut auf und sagt, dass er an der Rechnung leider nichts machen kann, da ich über Booking.com gebucht habe.
“Hören Sie, ich möchte gar nicht verhandeln (NEIN, GAR NICHT) und erwarte auch nicht, dass Sie mir die Rechnung erlassen (Phantomanker), sondern wollte Ihnen einfach mal sagen, was mir gut gefallen hat und warum ich auch zukünftig gerne wieder komme…(LOBEN!)”
“Was halten Sie davon, wenn ich Ihnen einen Gutschein für ein kostenloses Frühstück (übrigens im Wert von 25 €!!!) gebe”.
Wie soll man sich selbst anerkennen oder Anerkennung erwarten, wenn man es nicht mal schafft, die Leistung anderer anzuerkennen? Loben heisst nicht, dem Anderen Honig ums Maul zu schmieren.
Loben als Lebenseinstellung
Loben ist aus meiner Sicht eine Lebenseinstellung, ein Mindset. Hier ein paar Tips zum Loben:
- Lob und Anerkennung ist ein taktisches Mittel, darf aber nicht ausschliesslich deswegen eingesetzt werden.
- Geben Sie immer eine Erklärung ab, warum Sie ein Lob aussprechen.
- Loben Sie nur ehrlich.
- Überlegen Sie genau, ob Sie das Lob vor anderen Mitarbeitern aussprechen.
- Sandwichmethode vermeiden. Niemals Lob und Kritik vermischen
- Kein Lob zwischendurch!
- Trainieren Sie zu Loben
- Überlegen Sie sich Zeitpunkt, Ort und Wortwahl vorher.
- Achten Sie darauf, wie der Empfänger das Lob annimmt.
- Für Selbstverständlichkeiten und Nichtigkeiten darf es kein Lob geben.
- Wenn Sie ein Team loben, loben Sie immer das gesamte Team und geben Sie kein Sonderlob an Einzelne.
Weitere Montagsfehler finden sich hier: