Clayton Christensen, der Disruptor, ist gegangen
Clayton Christensen ist sicherlich der Wissenschaftler, der mich persönlich – zusammen mit Schumpeter – am meisten beeinflusst hat. Er war 67 Jahr alt und ist an Leukämie gestorben. Auf die Frage „How will you measure your life“ (ist ein Titel eines 2012 von Clayton Christensen veröffentlichten Buches zusammen mit zwei weitere Autoren) gibt Clayton Christensen sinngemäß die Antwort: "Am Ende, wenn ich vor Gott stehe, dann ist die einzige Frage wie vielen Menschen ich geholfen habe, mit den Talenten, die mir gegeben wurden (the individual people, whose life i blessed)." Jetzt hat er sein Gespräch mit Gott und ich wünsche ihm, dass es ein gutes Gespräch ist.
Einer, der sich nicht so wichtig nimmt
Das Zitat sagt viel aus über Einen, der sich selber nicht so wichtig nimmt, sind es doch die Talente, die er betont. Nicht etwa das, was sich der Harvard Absolvent (1979) und spätere BCG Berater, der erst 1992 in den akademischen Bereich wechselte, hart erarbeitete. Sein Kurstitel übrigens: “Building and Sustaining a Successful Enterprise.” 1997 dann sein Meisterwerk „The Innovator´s Dilemma“, dass bis heute vom „Economist“ als eines von sechs bis heute jemals geschriebenen Business Books bezeichnet wird. Wenn heute alle möglichen Berater und Keynote-Speaker über Disruption sprechen und dann alles mögliche durcheinander werfen, empfehle ich Ihnen stets Schumpeter und Christensen ohne die es den Begriff der Disruption gar nicht gäbe.
Christensen als Sportler und Gläubiger
„Decide what you stand for. And then stand for it all the time.“, sagt er in How Will You Measure Your Life? Werte und Nachhaltigkeit- ein wichtiges Thema für den gläubigen Mormonen, der sogar zwei Jahr in Südkorea missioniert hat. Auch Sport war für den über 2 Meter großen Christensen ein wichtiges Thema. Als Basketballspieler für die University of Oxford, weigerte er sich, Sonntags zu spielen. “Had I crossed the line that one time, I would have done it over and over in the years that followed,” schrieb er. Seinen Studenten vermittelte er immer, nicht nur auch Profit und Kurzfristigkeit zu schauen. Management ist viel mehr.
„Management is the most noble of professions if it’s practiced well. No other occupation offers as many ways to help others learn and grow, take responsibility and be recognized for achievement, and contribute to the success of a team“ (Quelle: 2010s, Christensen (2011) in: Harvard Business Review (2011) HBR's 10 Must Reads on Managing Yourself. S.4)
Clayton Christensen als Innovation und Disruptionsguru
2016 sagt Clayton Christensen folgende Sätze in einem Interview, die gut zusammenfassen, was er unter Innovation (siehe auch hier zur Bedeutung von innovativen Unternehmensgründungen) versteht und wie man auf Disruption reagiert.
"Etablierte Firmen sollen auf Disruption reagieren, wenn sie auftritt. Aber sie sollten nicht überreagieren, indem sie ihr profitables Geschäft aufgeben."
Der beste Weg auf Disruption zu reagieren ist demnach, in einem geschützten Raum, als eigenständige Einheit quasi, selber disruptive Innovationen zu entwickeln.
„Man muss drei Arten von Innovation unterscheiden. Einmal die Effizienz-Innovation. Man verbessert zum Beispiel die Produktion oder den Vertrieb und erreicht damit mehr mit weniger Aufwand. Der zweite Typ ist die erhaltende oder auch inkrementelle Innovation. Man hat ein gutes Produkt und macht es noch besser. Man produziert zum Beispiel ein besseres Auto. Das Problem ist, dass man damit nur das alte Produkt durch ein neues Produkt ersetzt. Das bringt aber kein Wachstum. Bei diesen beiden Innovationsformen sind die deutschen Unternehmen sehr gut. Und dann gibt es die disruptive Innovation. Sie transformiert ein Produkt, das bisher sehr kompliziert und teuer war und macht es einfacher und billiger, so dass es sich mehr und neue Kunden leisten können. Nur diese Form von Innovation führt zu echtem Wachstum. In Deutschland sehe ich da aber bisher kaum etwas.“ (Quelle: Innovationsmanagement-Artikel Haufe)
Disruptive Innovationen sind an Wachstum gekoppelt
Für Clayton Christensen ist der Tesla für 100.000 Dollar dann eben keine disruptive Innovation sondern eher das in China gebaute E-Auto für 3000 Dollar, dass sich (fast) jeder leisten kann. Oder das indische Kühlsystem Chotukol, dass Millionen Menschen ermöglicht, Lebensmittel und Medikamente zu kühlen.
Uber oder AirBnB sind für Christensen- entgegen dem was häufig behauptet wird, keine radikalen oder disruptiven Innovationen.