Montagsfehler: Auswahl der richtigen Business Angel
Im Rahmen meiner Reihe, aus eigenen Fehlern zu lernen, berichte ich heute über ein paar Aspekte aus meiner Erfahrung mit Business Angels. Übrigens kommt diese Frage auch immer wieder bei Vorträgen oder Keynotes. Business Angel werden von Gründern meistens nach vollkommen falschen Kriterien ausgewählt. Anstatt ausschliesslich Geld sollten andere Kriterien wesentlich priorisierter bewertet werden.
Die Finanzierung eines Start-Ups funktioniert in der Regel über Eigenkapital. Start-Ups und gerade Gründungen aus dem IT-Bereich werden in der Anfangsphase selten von Banken und Fremdkapital unterstützt. Gerade bei innovativen und damit risikobehafteten Geschäftsmodellen gibt es wenig Sicherheiten für Banken. Neugründungen finanzieren sich daher in der Regel über (als allererstes) „Friends and Family“ in der ersten Phase (Freunde, Bekannte, Verwandte) und später Business Angels (z.B. über BAND). Das sind mehr oder weniger professionelle Wagniskapitalgeber, die Eigenkapital gegen Geschäftsanteile tauschen.
Die Finanzierung findet in der Regel über eine Kapitalerhöhung statt in der das Stammkapital der GmbH erhöht wird und der oder die Business Angel ein Agio oder „Aufgeld“ zahlen.
(Beispiel: Unternehmen wird mit 1 Mio. bewertet. Stammkapital 25.000 €. Business Angel beteiligt sich mit 100.000 €. Er erhält 10 % der Anteile am Unternehmen. Das Stammkapital erhöht sich ebenfalls um 10 % auf 27.500 €.)
Ich habe mit dem Unternehmen App-Arena in drei verschiedenen Phasen Business Angels akquiriert. 2012 haben wir nach einem starken Wachstum (auf niedrigem Level) Gewinne erzielt. Wir mussten profitabel arbeiten. Im Zweifelsfall haben wir auf unser Gehalt verzichtet. Unsere Wettbewerber (hauptsächlich international) wuchsen wesentlich stärker. Wir suchten nach weiteren Wachstumsmöglichkeiten und wurden bei Business Angels fündig. Ein Schweizer Privatier, vertreten durch zwei Kölner Geschäftsmänner, wollte uns eine viertel Million Euro zur Verfügung stellen.
Wir pokerten hoch – stellten im letzten Moment noch neue Forderungen an den Business Angel (der uns zugegebenermaßen durchgehend sehr fair behandelt hatte). Das führte dazu, dass wir einen Tag vor der geplanten Kapitalerhöhung eine Absage bekamen und auf Geld verzichten mussten, das wir teilweise schon verplant hatten. Unser Learning daraus war, dass wir professioneller vorgehen mussten. Aber auch:
Der Verhandlungsprozess muss von beiden Seiten auf Augenhöhe verlaufen und transparent gestaltet sein.
Nach dem kurzfristigen Platzen der Finanzierungsrunde mussten wir wieder einen Schritt zurück. Wir arbeiteten an unserer Strategie, erstellten eine Präsentation (Pitchdeck) in der wir transparent sagten, was wir bieten und was wir suchen. Auf verschiedenen Terminen pitchten wir und gewannen schnell Interessenten. Aus dem Fauxpas der stümperhaften ersten Verhandlungen lernten wir und konnten so erstmals professionelle Business Angel für unser Unternehmen gewinnen.
Nach welchen Kriterien sollte nun die Auswahl der Business Angels stattfinden?
Die meisten Gründer stellen die Bewertung in den Vordergrund. Das habe ich lange Zeit auch so gesehen. Business Angel geben Geld und Know-how, Kontakte und Netzwerke. Nichtsdestotrotz kenne ich fast keinen Gründer der nicht das Kriterium Geld am allerstärksten bewertet.
Meiner Meinung nach ist das Know-How viel wichtiger. Je jünger der Gründer, desto weniger Erfahrung hat er in der Regel. Im Bildungssystem wird Entrepreneurship nicht oder nur unzureichend gelehrt. Das ist demnach eine riesen Ressource, die es gilt, sich zu angeln.
Alternativ kann ich nur raten, die beiden Ressourcen komplett getrennt zu sehen. Business Angels, die Geld geben und Business Angels, die Anteile gegen Beratung bekommen. Im besten Fall gibt es sogar eine ausgewogene Mischung an Beidem.
Erfolgt die Auswahl nicht durchdacht (selbiges gilt übrigens für die Auswahl des Mitgründers), sind Probleme vorprogrammiert. Meine (subjektive) Erfahrung zeigt sogar dass Einzelgründer häufig erfolgreicher sind, da Sie schnell und unkompliziert entscheiden können und Know-how einkaufen können und müssen.
Sollte dies alles nicht der Fall sein, muss man sich aus meiner Perspektive gesehen, bewusst sein, Coaches, Mediatoren einzuschalten um dauerhaft die Stimmung im Gründungs- und Business Angel Team intakt zu halten. VON ALLEINE GEHT DAS NICHT. Team sein ist harte Arbeit. Übrigens gilt das 1zu1 für Familienunternehmen. Ich kenne Unternehmen, in denen 2-4 köpfige Gründerteams wöchentlich an sich und Ihrer Kommunikation arbeiteten. Dabei ist es völlig normal, dass der Prozess Geld, Zeit, Ressourcen und vor allem Nerven kostet. Er ist allerdings unausweichlich.
Das letzte Learning was ich hier teilen möchte ist, Business Angels auch basierend auf der jeweiligen Phase des Unternehmens auszusuchen. So brauche ich zu Beginn einen anderen Support, als 2 Jahre nach Gründung.
Thinking Time: Lernen, wieder nachzudenken
Warum wir den Konflikt suchen sollten- Put the fish on the table