Der Einfluss der Digitalisierung auf Bildung und unser Lernen
Bildung ist der entscheidende Faktor für Innovation. Innovation führt zu gesamtwirtschaftlichem Wachstum, was wiederum zu einem höheren Wohlstand in unserer Gesellschaft führt. Die gestrige (und größtenteils noch heutige) Gesellschaft ist allerdings von einer nicht zu unterschätzenden Chancenungleichheit geprägt. Das hat viele Gründe. Einer der wesentlichen Gründe ist der limitierte Zugang zu einem funktionierenden und effizienten Bildungssystem. Die Digitalisierung wird den Bildungssektor nicht nur verändern, sie hat es bereits. In dem Artikel "Der Einfluss der Digitalisierung auf Bildung und unser Lernen" geht es genau darum: Die Veränderung in der Bildung - nicht nur in den sogenannten „Dritte Welt-Ländern“- sondern auch in Industrienationen. Die Vernetzung von allem und jedem wird dazu führen, dass Bildung und virtuelles Lernen zugänglicher sein werden als bisher. Was kann und sollte der Staat machen?
Mehr Chancen in Entwicklungsländern
In Entwicklungsländern wurde durch den Zugang zum Internet sowie bezahlbaren Smartphones eine oder mehrere Generationen Technologie übersprungen. War ein Modem oder auch nur ein „normaler“ Internetanschluss im hintersten Winkel von Afrika bisher Utopie, so eröffnen Smartphones ganz neue Möglichkeiten. In Bezug auf die Bildung bedeutet dies z.B. den digitalen Zugang zu Lehrmaterialien, die Nutzung lernfördernder Apps, das Ansehen von Unterrichtseinheiten, das digitale Erlernen von Sprachen und somit die Eröffnung bisher ungeahnter Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt. Unbestritten ist an dieser Stelle, dass sich die physischen Gegebenheiten hierdurch vorläufig nicht ändern. Die Problematik von schlecht ausgebildeten Lehrkräften und der mangelhaften physikalische Infrastruktur wird sich auch durch noch so viel Digitalisierung nicht erheblich verbessern.
Effizienteres Lernen in Industrienationen
Natürlich beeinflusst die Digitalisierung nicht nur das Lernen in Entwicklungsländern positiv, sondern auch die Lehr- und Lernmethoden in Industrienationen (Digitales Lernen). An dieser Stelle seien einige Aspekte hervorgehoben, inwiefern Digitalisierung unser Bildungssystem positiv beeinflussen kann.
- Was im Marketing als kundenbasiertes Marketing bezeichnet wird, bedeutet für Bildung schüler- und lehrerzentriertes Lernen. Der breitere Zugang zu Wissen ermöglicht vielfältigeres und individuelleres Lernen.
- Umkehrung von der lehr- zur problemlösungsorientierten Veranstaltung. Die reine Lehre oder der Frontalunterricht wird zunehmend obsolet. Vorträge können als Streams ortsunabhängig konsumiert werden. Präsenzveranstaltungen stellen problemorientierte Lösungsansätze in den Vordergrund. Digitale Streams zuhause, Probleme gemeinschaftlich lösen!
- Kritisches Denken und Reflexion werden in den Vordergrund gestellt. Das allgemein breitere Wissen, welches durch die Vernetzung zur Verfügung steht, führt zu einer veränderte Rolle des Lehrenden: Seine Aufgabe besteht darin, den Schülern Fähigkeiten zur Reflexion zu vermitteln. Die Aufnahme von Wissen ist auch digital möglich.
- Technologische Infrastruktur: Technik alleine löst keine Probleme! Nichtsdestotrotz kann sich eine durchdachte, technische Infrastruktur positiv auf die Lernerfolge auswirken. Die Realschule am Europakanal hat viele Ideen bereits umgesetzt. Die Schule verfügt über WLAN, die Schüler über iPads. Die notwendigen Lehrmaterialien werden über einen Blog zur Verfügung gestellt. Ergebnisse können vom Platz aus problemlos präsentiert werden.
Aufgaben des Staates
Welche Aufgaben ergeben sich hieraus für den Staat? Der Liberale würde sagen: Keine! Antizipiert man die in Deutschland gewachsene Auffassung, dass Bildung eine der zentralen Aufgaben des Staates sei, so ergeben sich aus den Ausführungen einige Implikationen:
- Hat der Staat bisher die physische Infrastruktur bereitgestellt, so obliegt ihm nun auch die Bereitstellung einer digitalen Infrastruktur für digitale Bildung und digitales Lernen.
- Kontrolle und Zertifizierung von Plattformen, die durch Unternehmen zur Verfügung gestellt werden. Sieht man sich die Projekte von Google und Facebook an, die „kostenloses Internet für Alle“ zur Verfügung stellen wollen, so stellt sich unweigerlich die Frage „cui bono“? Wenn der Staat sich auf dem Bildungssektor engagieren möchte, so muss er dies auch digital tun. Und zwar schnell und massiv um digitales Lernen auch in Deutschland bekannt zu machen.
- Veränderte Lehrpläne: Datenschutz, das Verhalten in einer virtuellen Welt, der Umgang mit (digitalen) Informationen. Aber auch die Thematisierung gesellschaftsrelevanter Fragen, wie zum Beispiel Kindesmissbrauch im Internet und Sicherheit im Internet allgemeinen. Das alles sind Kenntnisse, die bisher noch gar nicht oder nur unzureichend in bestehenden Lehrplänen verankert sind.
- Veränderte Stellenprofile von Lehrern/Professoren: Die traditionelle „Vorlesung“, in welcher der Professor sein selbst geschriebenes Buch vorliest, hat ausgedient. Der Staat, Universitäten, Unternehmen- wer auch immer als Anbieter von Bildungsangeboten auftritt- muss sein Anforderungsprofil der Lehrenden anpassen.
Die hier erläuterten Gedankengänge sollen dem Leser als Impulse dienen und zu einer kritischen Reflexion unseres bisherigen Lehrens und Lernens dienen. Es ist erstaunlich, wie viel Spielraum der sonst immer so präsente Staat amerikanischen Konzernen bei der Besetzung des Feldes "digitales Lernen" lässt, welches für die Zukunft ebendieses existenziell ist. Weitere Artikel zur Bildung: Weltbeste Bildung
Anmerkungen: Einige Gedankengänge wurden dem Buch „Die Vernetzung der Welt“ von Eric Schmidt und Jared Cohen entnommen.