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Prof. Dr. Jens Weidner | Interview | In jedem steckt ein Unternehmer

Prof. Dr. Jens Weidner: Ich bin Professor für Kriminologie und Sozialisationstheorie an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Hamburg. In dieser sitzen wir auch gerade, im 14. Stock - und ich bin Eigentümer des deutschen Instituts für konfrontative Pädagogik mit dem wir 2,5 Tausend Gewalttäter pro Jahr behandeln. Außerdem bin ich Buchautor und Speaker. Als Speaker arbeite ich besonders gerne, weißt du, Vorträge halten die vielleicht überflüssig sind, aber die geliebt werden, also das macht mir sehr viel Spaß.

Dr. Hubertus Porschen: Ich sitze hier zusammen mit Prof. Dr. Jens Weidner. Erzähl doch mal wer du bist. 

Mein Spezialgebiet ist das Thema ‘Positive Aggression und destruktive Aggression’. Also Durchsetzungsstärke im Management und die destruktive Aggression von Gewalttätern. Das hängt damit zusammen, dass ich mal während meines Studiums ein halbes Jahr in Amerika gearbeitet und geforscht habe, in einem privaten Jugendgefängnis - indem ich auch gewohnt habe. Das war nicht meine Idee, sondern das war die Idee des Gefängnisdirektors, damit ich eine intensive Forschungserfahrung mache. Das fande ich jetzt übertrieben, aber trotzdem wohnte ich ein halbes Jahr in dem Gefängnis mit den Kriminellen zusammen, in der Abteilung für erfolgreich Therapierte. Aber du fühlst dich trotzdem nicht gut, es hat mich damals auch ein bisschen überfordert. Dadurch habe ich damals gesehen, wie gut man Gewalttäter behandeln kann. Meine Erfahrungen habe ich dann in einer Doktorarbeit in Deutschland verarbeitet und transferiert, auch auf Deutschland. Das wiederum hat ein Gefängnisdirektor eingekauft und ausprobiert, also meine ganzen Erfindungen.  Zum Glück hat das funktioniert, so dass heute nicht eine kleine Gruppe, die ich damals hatte (also 15 Personen, 15 Gewalttäter) behandelt werden, sondern 2,5 Tausend pro Jahr. Das in den Ländern Deutschland, Österreich, Schweiz und Luxemburg. Es ist dann einfach explodiert.  

Dr. Hubertus Porschen: Und daraus hast du dann auch die Idee entwickelt, das ganze umzukehren und nicht nur mit Straftätern zu arbeiten. Ich übersetze das jetzt mal in meiner laienhaften Sprache: Wie man sich besser durchsetzen kann, als Manager im Prinzip das Umgekehrte. Jemand hat mich gefragt, was du machst und ich habe gesagt: “Der macht Manager aggressiver.”

Prof. Dr. Jens Weidner: Absolut, das war auch mal wieder überhaupt nicht meine Idee. Also ich habe gar nicht so viele Ideen, aber ich habe wirklich ein Näschen dafür, wenn etwas nach Erfolg riecht. Und der Direktor eines Wirtschaftsinstituts, in Zürich, Dr. Bosshardt, rief mich damals an und sagte: “Mach doch das, was du mit deinen Gewalttätern machst, Aggressivität reduzieren, nur umgekehrt - mit Führungskräften. Kannst du die nicht aggressiver machen?” Um ehrlich zu sein, hatte ich das damals gar nicht so ernst genommen. Ich dachte erst er sei von Scientology, aber der meinte das ernst, weil er sagte, dass wir sehr viele Hochqualifizierte haben, die aber zu nett für diese Welt sind, wenn der Gegenwind so richtig kommt. Dazu haben wir ein Modul entwickelt und das ausprobiert - das ist schon ewig her - und ist seitdem ein Longseller. Das funktioniert richtig gut und die Führungskräfte, die diese Workshops und Managementtrainings mitmachen, empfehlen uns weiter. Weißt du, Hubertus, dann entsteht ja so ein Schneeballsystem und dann läuft es, dann kommt die Presse, dann berichten die wieder, dann melden sich wieder Menschen an und dann bist du in diesem deutschen Run drin, was dich dann zum Erfolg trägt, egal ob du willst oder nicht. - Aber natürlich nur solange du auch lieferst.

Dr. Hubertus Porschen: Hast du 2-3 Tipps für uns, wie wir durchsetzungs stärker und aggressiver werden können? Die wirklich auf jeden zutreffen, unabhängig von der Persönlichkeit?

Prof. Dr. Jens Weidner: Ja, es gibt ein ideales Persönlichkeitsprofil. Das sagt, bleib zu 80 Prozent ein feiner Mensch, also kultiviert, höflich, belesen usw... Aber ergänze das mit 20 Prozent Hinterfotzigkeit oder strategischem Gespür. Das aber nur für die Leute, die es wirklich schlecht mit dir meinen. Also ich meine jetzt nicht Leute, die mich kritisieren, weil ich Fehler mache. Das ist ja gut, denn daraus lerne ich ja. Sondern wirklich nur Menschen, die mich nicht leiden können oder es nicht gut mit mir meinen - aktiv gegen mich arbeiten. Für die sind diese 20 Prozent aufgehoben. Also die, die dich bei deiner Karriere behindern, in der Umsetzung deiner Projekte behindern und die ins Kreuzverhör der Kritik zu nehmen, die mit meinem Netzwerk ins Aus zu stellen, die in ihrem Status zu reduzieren, sodass sie mir nicht mehr gefährlich sein können mit ihrer Meinungsmache. Das bilde ich sozusagen aus, das klingt ethisch vielleicht komisch, aber wenn man gute Projekte umsetzen möchte, ist es vielleicht nicht gerade förderlich, wenn du da ständig Störfeuer hast. Diese versuche ich zu entfernen. 

Dr. Hubertus Porschen: Okay, guter Tipp! Jetzt möchten wir heute aber auch ein bisschen über deine Persönlichkeit sprechen, über deine Erfolgsrezepte! Vielleicht hast du ja irgendwelche speziellen Rituale oder Ideen entwickelt? Gibt es ein Vorbild oder eine Person die dich motiviert hat - früher oder jetzt? Oder würdest du sagen, dass sich das ändert?

Prof. Dr. Jens Weidner: Nein, obwohl ich Vorbilder eigentlich ganz toll finde. Ich hatte keine Vorbilder, aber ich hatte Mentoren, Menschen zu einer Zeit in der ich klein war, wie eine Maus, total bedeutungslos und niemand auf mich gehört hat. Da hatte ich Mentoren, in der Regel ältere Männer oder Frauen, die in mir etwas gesehen haben, was ich in mir überhaupt nicht gesehen hatte und die mich gefördert haben. Die hatte ich und die wurden nicht zu meinen Vorbildern, aber denen bin ich mein Leben lang über loyal geblieben. 

Dr. Hubertus Porschen: Wie findet man einen Mentor?

Prof. Dr. Jens Weidner: Die Mentoren haben mich gefunden. Also, ich war damals schon fleißig und pünktlich, außerdem habe ich alle Aufgaben fristgerecht erledigt und einen guten Job gemacht, also ich habe mir schon Mühe gegeben. Meine Mentoren sahen in mir mehr und haben mich dann gefördert. Man kann natürlich auch, wenn man jetzt in einer Firma ist oder irgendwo anders, wo hohe Leute sind, zu denen man sich hingezogen fühlt, also emotional, die man irgendwie mag, ansprechen und sagen: “Kannst du mich mal briefen, oder fördern, denn ich komme alleine nicht weiter?” Also dieser aktive Versuch, ein  Netzwerk aufzubauen. Das kann man forcieren! Mich haben die damals angesprochen, später habe ich das dann aber auch aktiv selber betrieben. Ich habe dann z.B. Leute angerufen und habe gesagt, wir kennen uns zwar nicht besonders, aber ich benötige ihre Expertise. 

 

“Ask for advice, get money twice” 

 

Ja und dann habe ich natürlich auch ein Honorar dafür bezahlt, also diese Idee Könnten Sie mit mir Essen gehen das ist meiner Meinung nach eine Schrott-Idee, da braucht auch keiner anrufen und fragen, ob er mit mir essen gehen kann, also quasi diese umsonst Beratung. Das mach ich nicht. So habe ich das damals aber auch schon nicht gemacht. Aber Vorbilder hatte ich nicht, nein.

Dr. Hubertus Porschen: Was bedeutet Erfolg für dich?

Prof. Dr. Jens Weidner: Erfolg heißt für mich erstmal Befriedigung. Das macht einfach Spaß, wenn du Applaus bekommst oder wenn die Studenten zufrieden sind und du ein tolles Feedback bekommst. Es ist toll, dass du mich interviewen willst. Status gehört natürlich auch dazu, man hat gesellschaftliche Anerkennung. Es hat viel mit Kreativität zu tun, weil man alle Dinge ausleben kann. Außerdem ist Erfolg an sechsstelligen Einkommen gekoppelt. Wenn man das hinkriegt ohne, dass man seine Kinder vernachlässigt  und seine Frau vernachlässigt, das ist dann richtig toll! Bei aller Bescheidenheit: Genau das ist mir gelungen, allerdings in gewissen Phasen mehr mit Hilfe meiner Frau und meiner Kinder, sonst hätte das auch schiefgehen können. Also da habe ich gottseidank viel Verständnis und auch Unterstützung bekommen. 

Dr. Hubertus Porschen: Gibt es noch ein Lieblingszitat, das du hast, was auch deinen Weg bzw. dein ganzes Streben gut verdeutlicht?

Prof. Dr. Jens Weidner “One eval action every day keeps the psychiatrist away”! - Ich versuche ein guter Mensch zu sein. Wenn du hier rum fragst, würden viele sagen, der Mann ist wirklich fair, außer man behindert seine Bahnen. Nicht aus Ego-Gründen, sondern weil wir gute Ideen haben, man behindert die. Dann ist eben “One eval action every day keeps the psychiatrist away”, also ich fresse nichts in mich hinein, ich quäle Zuhause auch nicht meine Kinder, sondern wenn du in mir Wut auslöst, dann kriegst du die in einer kulturell angemessenen Form natürlich zurück. 

Dr. Hubertus Porschen: Cool, ich glaube du hast eine ganze Menge aus dir herausziehen können. Vielen Dank!

Prof. Dr. Jens Weidner: Ich danke dir ganz herzlich!

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Ich bin Premium Keynote-Speaker, Buchautor, Unternehmer und Berater. Mein Motto:  Veränderung geht nur über Schmerz oder Leidenschaft: Besser ist Leidenschaft- meistens ist es Schmerz. Mein Ziel: mehr Leidenschaft und Motivation bekommen. Das Thema Digitalisierung begleitet mit Leidenschaft seit über 20 Jahren meiner Leben. Du suchst nach einem Speaker, der dein Publikum begeistert? Du möchtest dein Business noch erfolgreicher weiterbringen? Ich freue mich auf Austausch! 

Hubertus Porschen