Interview mit Jens Fiege
Dr. Hubertus Porschen: Hallo Jens, schön, dass wir hier sein dürfen, ich hier sitzen darf, vor dem Kamin und du dir die Zeit nimmst, mal über dich und deine Motivation zu sprechen. Erzähl doch mal kurz wer du bist.
Jens Fiege: Erstmal vielen Dank, dass du hier bist, freut mich auch. Ich bin Jens Fiege und 45 Jahre alt. Ich bin Familienvater und habe vier Kinder. Diese sind zwischen 6 und 13 Jahre alt. Ich darf gemeinsam mit meinem Cousin Felix das Familienunternehmen Fiege führen, in fünfter Generation. Die Firma ist im Jahre 1873 gegründet worden und wir beide sind jetzt diejenigen, die in der fünften Generation die Firma weiterentwickeln und nach vorne bringen dürfen.
Dr. Hubertus Porschen: Eine unglaubliche Verantwortung, die fünfte Generation. Wo nimmt man die Motivation her, das zu machen? Hat sich die Frage für dich gar nicht gestellt? Oder musst du dich auch jeden Tag aufs neue motivieren?
Jens Fiege: Nein, die Motivation ist irgendwo in mir drin und auch schon immer da gewesen. Das liegt vielleicht auch daran, dass das Geschäft was wir haben total spannend ist. Ich hatte es immer als spannend wahrgenommen, auch als ich meinen Vater schon in früher Kindheit als Vater, aber auch als Unternehmer dann gesehen und auch wahrgenommen habe. Er hat die gleiche Tätigkeit mit solch einer Leidenschaft immer ausgeübt und uns diese auch schon als Kinder vermittelt. Mein Vater hat uns teilhaben lassen, dass wir so schon ganz früh angesteckt waren. Auch diese Neugierde, die Begeisterung für all das was im Unternehmen passiert schon immer da war. Diese Begeisterung hält bis heute an und ist auch jeden Tag aufs neue da. Was daran liegen kann, dass wir in einem Markt tätig sind, der sich total schnell verändert, der sich mit den Kunden verändert und wo wir sehr viel gestalten können. Genau das macht sehr viel Spaß und deshalb ist es auch so einfach sich hierfür zu motivieren.
Dr. Hubertus Porschen: Hast du ein Vorbild? War dein Vater dein Vorbild?
Jens Fiege: Mein Vater ist sicherlich mein größtes und wichtigstes Vorbild und zwar einerseits als Unternehmer, der wirklich was großartiges aufgebaut hat. Er hat mit seinem Bruder gemeinsam die Firma übernommen, nachdem ihr Vater sehr früh verstorben ist, per Unfalltod. Damals hat die Firma zwei Millionen Euro Umsatz gemacht, es war eine regionale Spedition. Und die beiden haben inzwischen eine ziemlich große Firma daraus entwickelt und insofern große Fußstapfen hinterlassen. Also unternehmerisch ist er auf jeden Fall ein großes Vorbild, als Familienvater auch. Und wie eben erwähnt: Er hat uns immer positive Stimmung mitgegeben, hat uns Begeisterung leben gelehrt. Zudem hat er uns gelehrt, dass wir das tun sollen, was wir tun wollen. Was mich vor allem fasziniert ist, dass er um sich herum immer wieder Menschen geschart hat, die an ihn geglaubt haben, die eng mit ihm gearbeitet haben. Er hat viele Menschen begeistert und es ist auch heute noch so. Mein Vater ist schon seit einigen Jahren aus dem Geschäft raus, wenn ich irgendwelche Menschen treffe, die mal mit ihm zu tun hatten, sagen sie: “Mensch, grüße deinen Vater ganz herzlich!” Man merkt, dass er damals bei den Menschen sehr positive Emotionen ausgelöst hat, die bis heute anhalten. Das alles als Paket ist schon echt eine tolle Lebensleistung, bisher, er ist ja noch hoffentlich noch viele Jahre bei uns. Insofern ist er auf jeden Fall mein großes Vorbild.
Dr. Hubertus Porschen: Hast du schon mal einen richtig großen Fehler gemacht? Oder anders gefragt: Einen Fehler aus dem du gelernt hast, den du hier mal erzählen möchtest? Oder machst du andauernd Fehler? Wie wichtig sind Fehler für dich?
Jens Fiege: Fehler macht man in der Tat andauernd und wichtig ist, dass man sich diese auch eingesteht. Diesen einen großen Fehler wo man sagt, dass dieser mein Leben verändert hat oder das ich aus diesem einen Fehler gelernt habe, den könnte ich jetzt glaube ich nicht nennen. Diesen gibt es glaube ich bei mir im Leben auch nicht. Ich habe vielleicht selber festgestellt, dass das ganze Thema Emotionen, das was einem vielleicht gar nicht so bewusst ist, dass das vielleicht etwas ist, was ich lange unterschätzt habe. Es gibt ja oft diese Intentionen von der man spricht, dass man sagt, Mensch das sieht nicht gut aus. Ich habe selbst oft Dinge getan, wo ich mir gedacht habe, dass ich Bauchgrummeln habe, dass das nicht so richtig passt und hatte das dann aber immer für mich schematisch richtig aufgearbeitet und gesagt, dass das eine gute Entscheidung ist und wir es jetzt so machen. Dann musste ich im Nachhinein häufig feststellen, dass die Entscheidung trotzdem falsch war. Obwohl alle Fakten dafür gesprochen hatten und dass ist häufiger passiert, sowohl bei Menschen, dass man mit Menschen gearbeitet hat oder Menschen neue Aufgaben gegeben hat. Bei Geschäftspartnerschaften, wo man dann im Nachhinein feststellt, dass man das schon im Gefühl hatte, es aber einfach nicht greifen konnte. Ich habe festgestellt, dass ich auf meine Intuitionen etwas mehr hören sollte. Das ist etwas, dass bei mir in den letzten Jahren vermehrt eingetreten ist und ich muss gezielt versuchen, mehr in meinen Bauch reinzuhören und zu sagen, dass ich das ungute Bauchgefühl hinterfrage und vielleicht auch in Zukunft dann eine Entscheidung anders treffen sollte, weil man da in der Tat einen nicht belegbaren oder mit Fakten belegbaren Zweifel hat. Das alles hat inzwischen schon dazu geführt, dass die eine oder andere Entscheidung, die ansonsten falsch gewesen wäre, inzwischen besser ist.
Dr. Hubertus Porschen: Um auf sein Bauchgefühl zu hören oder seine Intuition, wie auch immer man das nennen möchte, sollte man auch in einem Zustand sein, der irgendwie ruhig ist. Das habe ich zumindestens aus meiner Erfahrung gelernt. Gibt es da einen Tipp wie du da rein kommst? Also wie du das machst? Es gibt ja Leute die machen Dankbarkeitsübungen, die meditieren, rennen auf den Gipfel hoch oder betreiben Extremsportarten. Hast du da irgendetwas?
Jens Fiege: Es gibt nicht nur eine Sache die ich tue, sondern mehrere. Ich treibe viel Sport und gerne auch mal Sport, wobei ich gerne auch mal zum Nachdenken komme. Häufig fahre ich mit dem Fahrrad zur Arbeit , das ist eine knappe halbe/dreiviertel Stunde. Der Vorteil am Fahrradfahren ist, dass man nebenbei nicht arbeiten kann, aber auch nicht telefonieren. Man kann also nur nachdenken und das sind dann so Zeiten in denen mir viele Dinge klar werden. Außerdem gehe ich sehr gerne jagen. Das ist auch eine Zeit in der man sich mit sich selbst auseinandersetzen kann. Beim jagen ist man hochkonzentriert, aber trotzdem kann man die Gedanken etwas schweifen lassen. Zudem spreche ich viel mit Menschen, ich versuche mich Menschen auszutauschen, mit denen ich beruflich nichts am Hut habe. Das können Freunde oder Coaches sein.
Dr. Hubertus Porschen: Das wäre auch schon die nächste Frage gewesen. Wie lernst du dazu? Diese Frage hast du jetzt ja schon teilweise beantwortet. Coaches finde ich ist ein spannendes Thema, man lernt das ja auch häufig in der Theorie, dass man sich Coaches suchen soll, um besser zu werden. Wie findet man einen guten Coach?
Jens Fiege: Letztendlich über Empfehlungen, man braucht Menschen, die sagen: “Hey, ich habe mit jemandem gearbeitet und es hat mir sogar gut getan.” Das ist die beste Empfehlung, die man kriegen kann und dann ist das zweite eher das Kennenlernen. Also es macht nicht immer im ersten Moment klick, man muss einfach schauen, ob es von beiden Seiten aus passt. Manchmal ist man auch direkt auf einer Gesprächsebene, insofern einfach möglichst viele Menschen kennenlernen und irgendwann bleibt man dann bei den richtigen Menschen hängen, die einem helfen voran zu kommen.
Dr. Hubertus Porschen: Positive Menschen verspüren häufig eine große Dankbarkeit, gibt es da für dich was im Leben, wofür du eine grundsätzliche Dankbarkeit verspürst? Auch an Tagen, an denen du denkst, dass alles schief läuft? Wieso tue ich mir das überhaupt an? Dann ist es zumindest bei mir so, dass ich noch einen Grund habe, einen Grundstock, ein Fundament für Dinge. Wo ich mir dann immer wieder sagen kann, dass ich dankbar bin. Gibt es bei dir sowas auch?
Jens Fiege: Es gibt verschiedene Themen, das Wichtigste ist eigentlich, dass meine Familie gesund ist, was im Leben nicht selbstverständlich ist. Wir haben es in einem anderen Gespräch schon mal besprochen, dass gerade wenn man Kinder hat, wenn es den Kindern gut geht, dann ist das ein Geschenk Gottes und ich denke dafür kann man nie dankbar genug sein. Ich habe vier Kinder, meine Frau ist gesund, meine vier Kinder sind gesund, ich bin gesund. Meine Geschwister, meine Eltern, alle Kinder meiner Geschwister sind gesund, allen geht es gut, es gab nirgendwo einen besonderen Schicksalsschlag. Ich denke, dass ist eigentlich ein Grund immer wieder auch dankbar zu sein. Auf der anderen Seite bin ich Dingen dankbar, die mir widerfahren sind, positiv widerfahren sind. Meine Jugend une meine Kindheit die sehr schön war. Die Erziehung, die ich genießen durfte, die Ausbildung, welche ich genießen durfte. Da bin ich meinen Eltern besonders dankbar für, denn das ist das Fundament auf dem alles steht, ob es jetzt die unternehmerische Tätigkeit ist oder einmal etwas ganz anderes, was ich später einmal mache. Das ist eine Grundlage, die immer da sein wird und diese Chance gehabt zu haben ist auch nicht selbstverständlich. Akut, in dem was ich aktuell tue bin ich sehr dankbar dafür, dass ich die Firma gemeinsam mit meinem Cousin Felix leiten darf. Wir tun das gemeinsam für die Familie, wir sind beide Gesellschafter und diese Aufgabe übernehmen zu dürfen, eben in der fünften Generation mit all der Verantwortung, aber auch mit allen Möglichkeiten und Freiheiten die man hat. Und den Dingen die man neu gestalten und aufbauen darf. Das ist eine Chance, die viele Leute nicht haben und gerne haben würden und gerade dafür bin ich sehr dankbar. Auch wenn die Dinge im Unternehmen mal nicht so laufen wie sie sollten, dann denke ich immer daran, dass es eigentlich echt ein cooler Job ist, den wir da machen. Das hält einen dann doch wieder auf dem positiven Energieniveau.
Dr. Hubertus Porschen: Vielen Dank für deinen tollen Input, Jens.
Jens Fiege: Hubertus, ich danke dir.