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Deutsche Universitäten- Interview Torsten Kröger

Prof. Dr.-Ing Torsten Kröger, Institutsleiter, Institut für Anthropomatik und Robotik (IAR) - Intelligente Prozessautomation und Robotik (IPR), Karlsruher Institut für Technologie KIT. Torsten Kröger ist Gründer und ehemaliger Geschäftsführer der Firma Reflexxes, einem Startup, das Software zur deterministischen Roboterbewegungsplanung in Echtzeit auf den Markt gebracht hat. 2014 wurde Reflexxes von Google übernommen, wo Torsten Kröger bis 2017 für Robotersoftware verantwortlich war und u.a. Forschungsaktivitäten zwischen DeepMindBoston Dynamics, Google Research und X koordiniert hat.

Sie haben Ihr Unternehmen an Google verkauft. Gab es in Deutschland keine Interessenten?

Doch, die gab es durchaus, aber ich war der Ansicht, dass das Unternehmen mehr wert war als mir angeboten wurde. Deshalb habe ich nicht verkauft. Ich ging dann eine Zeitlang nach Kalifornien an die Stanford University und kam dort mit Google in Berührung.

Sie haben das Unternehmen in Deutschland gegründet. Welchen Problemen sahen Sie sich gegenüber? Ist die Unternehmensgründung hier besonders schwierig?

Das hängt davon ab, welche Art von Unternehmen man gründen möchte. Einen Friseursalon oder einen Handwerksbetrieb zu gründen, ist nicht so schwierig, aber wer ein Unternehmen gründen möchte, das sich mit Innovation, Forschung, Entwicklung, IT und neuen Technologien befasst, wer Technology und Innovation als Pionier voranbringen möchte, sieht sich häufig mehreren Herausforderungen gegenüber. Ganz abgesehen davon, dass der Gründungsprozess sehr bürokratisch ist. Ich durfte auch in den USA Unternehmen gründen, was wesentlich einfacher war.

Wenn man in Deutschland aus der Universität heraus gründen möchte, ist die Herausforderung oftmals noch größer. Zumindest war das vor acht Jahren als ich gegründet habe, noch so. Deutsche Universitäten waren zu dem Zeitpunkt das größte Problem, besonders wenn Patente involviert waren wie in meinem Fall. Man hat von mir für mein eigenes Patent einen sechsstelligen Betrag verlangt und dabei noch betont, dass sei ein geringer Preis. Man wolle junge Gründer schließlich fördern. Doch welcher junge Mensch – ich war damals Ende 20 – hat einen sechsstelligen Betrag zur Verfügung? In Schweden zum Beispiel dürfen junge Gründer ihre Patente kostenfrei verwenden.

Haben Sie bezahlt?

Ja, es blieb mir nichts anderes übrig.

Weshalb verhalten sich die Universitäten so gründerfeindlich?

Ich möchte betonen, dass sich in den letzten Jahren an den Universitäten viel getan hat. Sie haben dazu gelernt. Einige Universitäten wie Karlsruhe oder München bieten jungen Gründern inzwischen viel Unterstützung an. Andererseits gibt es immer noch viele, die die Wichtigkeit von Gründungen nicht verstanden haben und eher eine wertvernichtende Haltung einnehmen. Es muss sich noch viel mehr verändern. Der Trend insgesamt ist zwar sehr, sehr positiv, aber das Potenzial von Gründungen  für Innovation wurde noch nicht richtig erkannt. In Stanford unterstützt ein Team von 60 Leuten junge gründungswillige Studenten und Doktoranden. An vielen deutschen Hochschulen ist dafür oft nur eine Person zuständig.

Universitäten in  Deutschland sind Körperschaften des öffentlichen Rechts, die durch zahlreiche Vorschriften eingeschränkt werden. Die Finanzen müssen akribisch dokumentiert werden und es darf nichts „verschenkt“ werden. Es wurde noch nicht verstanden, dass es aus volkswirtschaftlicher Sicht besser ist, Gründungen zu unterstützen als Patente in der Schublade verstauben zu lassen. Die Universitäten müssen verstehen, dass die Köpfe wichtiger sind als Patente und gefördert werden müssen.

Zurzeit ist es immer noch so, dass die meisten Universitäten Gründern nicht nur Steine in den Weg legen, sondern ganze Mauern errichten. Besonders die Abteilungen für Technologietransfer müssen dazulernen. In Stanford zum Beispiel werden junge Gründer unterstützt, damit die Universität Geld verdient. Das Risiko trägt sowieso der Gründer.

Sie befassen sich mit künstlicher Intelligenz. Wo steht Deutschland?

Wir haben in Deutschland sehr kluge Köpfe, aber die USA und China sind uns in der Forschung voraus. China hat mittlerweile sogar die USA überholt. In Deutschland gibt es viele Forscher, aber leider keine Unternehmen wie Google, Amazon oder Microsoft. Um Durchbrüche im Maschinellen Lernen, einem Teilgebiet von KI, zu erzielen, sind sehr viele Daten nötig, aber kein Unternehmen in Deutschland – vielleicht mit Ausnahme von SAP – ist in der Lage, mit solchen großen Datenmengen umzugehen. Deshalb sind wir oft auf die amerikanischen Internetfirmen angewiesen.

Trotzdem sind wir in der Forschung vorne mit dabei, werden allerdings durch Datenschutzbestimmungen zumindest teilweise behindert. Diese Restriktionen machen es für Forscher nicht attraktiv, in Deutschland zu forschen. Viele gute Köpfe gehen ins Ausland. Dabei geht es nicht um personenbezogene Daten – die müssen selbstverständlich geschützt werden –, sondern um Daten von Maschinen und Robotern.

In Deutschland haben wir einig große Vorteile und Stärken in den Bereichen Maschinenbau und Elektrotechnik.  Diese Stärken, gepaart mit guter Software und datengetriebenen Ansätzen, haben ein großes Potenzial, um zum Beispiel Produktionsanlagen noch effizienter zu machen, den Automatisierungsgrad weiter zu erhöhen und autonome Systeme zu entwickeln.   

 

Lust auf mehr?

Ich bin Premium Keynote-Speaker, Buchautor, Unternehmer und Berater. Mein Motto:  Veränderung geht nur über Schmerz oder Leidenschaft: Besser ist Leidenschaft- meistens ist es Schmerz. Mein Ziel: mehr Leidenschaft und Motivation bekommen. Das Thema Digitalisierung begleitet mit Leidenschaft seit über 20 Jahren meiner Leben. Du suchst nach einem Speaker, der dein Publikum begeistert? Du möchtest dein Business noch erfolgreicher weiterbringen? Ich freue mich auf Austausch! 

Hubertus Porschen