• Home
  • |
  • Blog
  • |
  • Mehr oder weniger Arbeitsplätze durch CHATGPT?

Mehr oder weniger Arbeitsplätze durch CHATGPT?

Der Titel ist natürlich bewusst provokativ gewählt, impliziert er doch ein schwarz oder weiss. Nichtsdestotrotz hat die Frage, ob und wie Veränderungen bzw. neue Technologien den Arbeitsmarkt betreffen, eine gewisse Berechtigung (und kommt regelmäßig als Frage während meiner Keynote zur KI). Auch, wenn Sie nicht wirklich neu ist. Wir schauen in diesem Artikel, was wir aus der Vergangenheit lernen können und was aktuelle Studien zu dieser Frage sagen.
Doch zunächst sprechen wir einmal über disruptive Technologien, Schumpeter und die Kondratjew-Zyklen um dann auf die Rolle von ChatGPT und den Einfluss auf den Arbeitsmarkt zu kommen.

Einführung in disruptive Technologien

Der Begriff "disruptive Technologie" wurde vom Harvard-Professor Clayton M. Christensen in den 1990er Jahren geprägt und bezeichnet neue Technologien, die etablierte Technologien, Produkte oder Dienstleistungen ersetzen oder stark verändern und dabei bestehende Märkte transformieren oder ganz neue Märkte schaffen. Disruptive Technologien sind oft einfacher zu bedienen, günstiger oder effizienter als die Technologien, die sie ersetzen. Anfangs können sie in Bezug auf Leistung oder Funktionen minderwertig sein, aber sie verbessern sich schnell und erfüllen schließlich die Bedürfnisse der meisten Verbraucher, wodurch sie zu einer ernsthaften Bedrohung für die etablierten Technologien werden.
Beispiele für disruptive Technologien sind das Automobil (das die Kutsche verdrängte), das Internet (das die Art und Weise, wie wir kommunizieren, Informationen austauschen und Geschäfte tätigen, grundlegend verändert hat) und das Smartphone (das herkömmliche Mobiltelefone und viele andere Geräte ersetzt hat). Nicht alle neuen Technologien können als "disruptiv" bezeichnet werden. Viele Technologien sind "sustaining" (erhaltend), da sie vorhandene Technologien verbessern, ohne sie zu verdrängen oder zu ersetzen.

Dr. Hubertus Porschen | Vortrag

Begeistert, motiviert und inspiriert. Buchen Sie Hubertus als Keynote Speaker & lassen Sie sich von seiner Story zu künstlicher Intelligenz mitreißen!

Schumpeters Theorie der "schöpferischen Zerstörung"

Der Ökonom Joseph Schumpeter prägte den Begriff der "schöpferischen Zerstörung" um den Prozess zu beschreiben, wie disruptive Technologien alte Industrien zerstören, um Platz für neue zu schaffen. Schumpeter glaubte, dass diese Zerstörung ein notwendiger und positiver Teil des kapitalistischen Systems ist, da sie Innovation, Wirtschaftswachstum und langfristige Arbeitsplatzschaffung ermöglicht. Das führt uns zur nächsten Frage:

Schafft Technologie Arbeitsplätze?

Schauen wir uns einmal aktuelle Studien an, so kommen wir zu unterschiedlichen Ergebnissen.

Erscheinungsjahr

Studie / Bericht

Zentrale Aussage

2021

World Economic Forum: The Future of Jobs Report 2020

Neue Technologien könnten bis 2025 12 Millionen mehr Jobs schaffen als sie zerstören.

2020

McKinsey: The future of work after COVID-19

Bis 2030 könnten 20-25% der Arbeitnehmer 60% oder mehr ihrer Arbeitszeit remote verbringen. Dies schafft neue Arbeitsplätze und stellt alte in Frage.

2019

Brookings Institution: Automation and Artificial Intelligence: How machines are affecting people and places

Technologie könnte mehr Arbeitsplätze schaffen als sie zerstört, mit einem Nettozuwachs von Arbeitsplätzen für jene mit Hochschulbildung.

2018

World Economic Forum: The Future of Jobs Report 2018

Maschinen und Algorithmen könnten bis 2022 75 Millionen Arbeitsplätze verdrängen, aber 133 Millionen neue Arbeitsplätze schaffen.

2017

Gartner: Predicts 2018: AI and the Future of Work

Künstliche Intelligenz wird bis 2020 mehr Jobs schaffen als sie zerstört.

2017

OECD: The Risk of Automation for Jobs in OECD Countries: A Comparative Analysis

14% der Jobs in den OECD-Ländern sind hoch automatisierbar, während weitere 32% sich erheblich verändern könnten.

2016

World Economic Forum: The Future of Jobs: Employment, Skills and Workforce Strategy for the Fourth Industrial Revolution

Bis 2020 könnten durch die vierte industrielle Revolution 7,1 Millionen Jobs in den 15 größten und aufstrebendsten Volkswirtschaften der Welt verloren gehen, aber 2 Millionen neue Jobs in der Computer-, Mathematik- und Ingenieurwissenschaftsbranche geschaffen werden.

2013

Oxford Martin School: The Future of Employment: How susceptible are jobs to computerization?

Etwa 47% der Jobs in den USA könnten automatisiert werden.

2011

McKinsey: Big data: The next frontier for innovation, competition, and productivity

Big Data könnte bis 2018 140.000 bis 190.000 mehr Stellen in den USA schaffen.

2003

Economist Intelligence Unit: Scarcity of skilled staff is a threat to IT growth

Technologie schafft einen wachsenden Bedarf an IT-Fachleuten, was zu mehr Arbeitsplätzen führt.

Diese Studien zeigen verschiedene Perspektiven auf, wie Technologie den Arbeitsmarkt beeinflusst. Einige deuten auf ein Netto-Wachstum von Arbeitsplätzen hin, während andere auf die Gefahr hinweisen, dass viele Jobs, insbesondere diejenigen mit niedrigem Qualifikationsniveau, automatisiert werden könnten. Insgesamt ist es jedoch klar, dass Technologie den Arbeitsmarkt erheblich verändert.
Wenn wir nun davon ausgehen, dass die KI, z.B. durch Anwendungen wie ChatGPT, eine disruptive Innovation darstellen, so könnte diese Technologie eine ganze Dekade der wirtschaftlichen Entwicklung mitbestimmen oder gar initiieren. Grundlage dieses Gedankens ist die Theorie von Kondratjew.

Mehr oder weniger Arbeitsplätze durch CHATGPT? | Dr. Hubertus Porschen GmbH

Kondratjews Theorie der langen Wellen

Die Theorie der langen Wellen, auch Kondratjew-Zyklen genannt, sagt, dass die Wirtschaft lange Zyklen von Aufschwung und Abschwung durchläuft, die jeweils etwa 40 bis 60 Jahre dauern. Diese Zyklen werden durch das Aufkommen disruptiver Technologien angetrieben, die neue Wirtschaftsbranchen schaffen und bestehende verändern. Obwohl diese Theorie kontrovers ist, kann sie helfen, das Potenzial von Technologien wie CHATGPT zu verstehen, um neue Arbeitsplätze zu schaffen.

Die Rolle von CHATGPT und die Zukunft des Arbeitsmarktes mit KI

CHATGPT, eine KI-Technologie entwickelt von OpenAI, ist ein Beispiel für eine disruptive Technologie, die den Arbeitsmarkt verändern könnte. Die Innovationskraft besteht gar nicht so sehr in der Technologie, sondern vielmehr in der Möglichkeit der Anwendung (durch z.B. verfügbare Rechenpower und Daten). Laut einer Studie von McKinsey aus dem Jahr 2022 könnten KI und Automatisierung bis 2030 zwischen 400 Millionen und 800 Millionen Arbeitsplätze weltweit ersetzen. Gleichzeitig könnte die gleiche Studie jedoch darauf hindeuten, dass Technologien wie CHATGPT durch die Schaffung neuer Arten von Arbeitsplätzen, die auf menschlicher Kreativität, Empathie und strategischem Denken basieren, tatsächlich einen Nettozuwachs an Arbeitsplätzen erzeugen könnten.

Eine Studie von Forschern von OpenAI und der University of Pennsylvania deutet darauf hin, dass KI-Modelle wie ChatGPT die Arbeitswelt wesentlich verändern könnten. Berufe wie Buchhalter, Mathematiker, Übersetzer, Programmierer, Schriftsteller und Journalisten könnten stark von KI betroffen sein, da mindestens die Hälfte ihrer Aufgaben effizienter durch KI-Technologie ausgeführt werden könnte. Auf der anderen Seite spielen KI-Modelle eine weniger bedeutende Rolle in Berufen wie Köche, Kfz-Mechaniker, und Jobs in der Öl- und Gasförderung, sowie in der Forst- und Landwirtschaft.

Eine Studie der Investmentbank Goldman Sachs legt nahe, dass generative KI bis zu einem Viertel der aktuellen Arbeit ersetzen könnte, was potenziell einer Automatisierung von 300 Millionen Vollzeitarbeitsplätzen weltweit entspricht. Die Studie warnt, dass dies zu erheblichen Störungen auf dem Arbeitsmarkt führen könnte.

In einem Bericht des World Economic Forums von 2022 wird prognostiziert, dass bis 2025 neue Technologien mehr Arbeitsplätze schaffen werden als sie zerstören. Diese Prognose berücksichtigt sowohl den direkten Verlust von Arbeitsplätzen durch Automatisierung als auch die Schaffung neuer Arbeitsplätze durch den wirtschaftlichen Wachstum, der durch diese Technologien ermöglicht wird.

Wir erkennen im Prinzip dass, was wir immer beim Aufkommen neuer Technologien sehen: Kein einheitliches Bild, viel Angst vor Neuem, aber vor allem die Erkenntnis, dass die Arbeitswelt sich extrem stark ändern wird.

Fazit

Im Lichte von Schumpeters Theorie der schöpferischen Zerstörung und Kondratjews Theorie der langen Wellen gibt es viele Gründe zu der Annahme, dass disruptive Technologien wie CHATGPT letztendlich dazu beitragen könnten, neue Arbeitsplätze und Wirtschaftszweige zu schaffen. Historische Muster und aktuelle Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass wir uns, trotz berechtigter Bedenken, auf eine Zukunft freuen können, in der Technologie mehr Möglichkeiten für Arbeit und Wirtschaftswachstum schafft, als sie beseitigt. So oder so bleibt festzuhalten, dass wir die Anwendung von KI nicht aufhalten können, sondern bestmöglich für uns und unser Unternehmen nutzen sollten. 

Lust auf mehr?

Ich bin Premium Keynote-Speaker, Buchautor, Unternehmer und Berater. Mein Motto:  Veränderung geht nur über Schmerz oder Leidenschaft: Besser ist Leidenschaft- meistens ist es Schmerz. Mein Ziel: mehr Leidenschaft und Motivation bekommen. Das Thema Digitalisierung begleitet mit Leidenschaft seit über 20 Jahren meiner Leben. Du suchst nach einem Speaker, der dein Publikum begeistert? Du möchtest dein Business noch erfolgreicher weiterbringen? Ich freue mich auf Austausch! 

Hubertus Porschen