Montagsfehler: Recht haben und Ego
In diesem Artikel aus der Reihe "Montagsfehler" geht es darum, dass wir zu oft Recht haben wollen, des Recht habens wegen. Kommunikation scheitert fast immer nicht, aufgrund einer nicht möglichen Einigungsoption, sondern aufgrund persönlicher Befindlichkeiten – genauer: Ego! Warum unser Ego ein ganz schlechter Ratgeber ist, und wie wir unser Ego im Zaum halten, beschreibe ich in dem Artikel.
In dem Artikel geht es darum, "Warum Recht haben und Ego immer zu schlechteren Ergebnissen führt".
„Bis hierhin und nicht weiter. Jetzt geige ich dem mal die Meinung. Ich habe einen festen Standpunkt, ein Wertegefüge wofür ich stehe und das kommuniziere ich auch so. Schliesslich lass ich mich nicht über den Tisch ziehen“.
Im Privaten ist es häufig:
„Ich haue mal auf den Tisch. Ich lasse mich doch nicht verbiegen. So bin ich nun mal“.
Alles Bullshit. In viel zu vielen Besprechungen, Konflikten, Gesprächen war ich überzeugt, dass meine Meinung zählt. Das maximale Ergebnis ist dieses (häufig auf Kosten der Gegenseite) durchzusetzen. In der Quintessenz habe ich hier viel zu viel Geschäft liegen lassen. Heute frage ich mich vor wichtigen Gesprächen, wie die Optionen für die Zukunft aussehen können. Heute weiss ich, dass ich gerade in geschäftlichen Beziehungen nicht geliebt werden muss, sondern respektiert. Ein kleiner aber feiner Unterschied.
Ego an der Garderobe abgeben
Auf einem meiner Workshops sagte ein Teilnehmer einmal, dass er bei Kundengesprächen sein Ego an der Garderobe abgebe. Ich fragte ihn dann, warum er es überhaupt wieder mitgenommen hat. Ein unbestrittener Vorteil: Wir lassen Dampf ab und fühlen uns kurzfristig besser. Aber mal im Ernst: Wo ist da der Lösungsansatz für das Problem? Ich habe festgestellt, dass Probleme in der Regel immer größer werden, wenn wir auf unserer Position beharren und glauben, Recht zu haben.
Die zentrale Frage lautet in dem Zusammenhang eigentlich: Was ist richtig und was ist falsch? Was ist schon objektiv? Gerade in Konflikten schaffen wir es nicht, über unseren Schatten zu springen, der Gegenseite wirklich zuzuhören. Wir verengen den Horizont der Lösungsfindung, wenn wir Recht haben oder unser Ego profilieren wollen. So oder so: Es bringt nichts.
Wir werden wir zum Nicht-Rechthaber?
- Wir sprechen explizit von „unserer Sichtweise“. Somit sagen wir indirekt, dass es kein richtig und falsch gibt. Wir zeigen, dass wir nicht beanspruchen, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben. In der Regel versteht die Gegenseite, der Gesprächspartner diese Signale und öffnet sich ebenfalls.
- Wir hören aktiv zu: Bedeutet, dass wir den anderen reden lassen ohne Fragen zu stellen. Wir nicken. Ermuntern die Gegenseite zu sprechen. Wir machen uns Notizen, wir versuchen Lösungsoptionen zu finden.
- Wir beharren nicht auf unserem Recht. Niemals. Wir haben kein Recht oder Unrecht. Es gibt einen Konflikt/Dissens. Dafür wollen wir eine Lösung finden. Nicht mehr oder weniger.
- Wir brechen nicht ab, wir verlassen nicht das Gespräch. Wir machen nicht dicht. Wir sind immer gesprächsbereit. Selbst wenn wir in dem Moment nicht weiter kommen („Besser gar nicht regieren, als schlecht regieren und dann im Alleingang abbrechen- das ist keine Lösung“?).
- Wir verändern unser Mindset in dem wir uns selber verdeutlichen, dass Ego generell schlecht ist.
- Wir bereiten uns vor, in dem wir vorab überlegen, wo der Konflikt ist. Wir überlegen, was das Motiv der Gegenseite sein könnte um bereits in der Vorbereitung Optionen zu entwickeln. Wichtig, dass wir Motiv von Position unterscheiden.
Was bedeutet das nicht?
Das bedeutet nicht, dass wir dem Konflikt aus dem Weg gehen und/oder nachgeben. Das bedeutet nicht, dass wir keine Grundwerte haben, auf denen persönliche und geschäftliche Beziehungen basieren. Im Gegenteil. Es hilft uns, diese zu festigen. Unsere Haltung sollte bereits bei der Festlegung unserer Position und bei der Ergründung des eigenen Motivs berücksichtigt werden.
Mein Ego stetig runterzufahren, mich selber nicht zu wichtig zu nehmen, ist eines der Key-Learnings, die ich gelernt habe. Nebenbei wird das gesamte Leben- auch im privaten Bereich- wesentlich angenehmer, wenn wir nicht immer im Recht sein wollen.
Mehr zum Ego auch in diesem Artikel! Die Autorin grenzt das Ego hier noch einmal explizit vom "authentischen Selbst" ab, in dem Sie die starke wertende Funktion betont. Das authentische Ich hingegen ist unverfälscht und akzeptiert uns selbst und auch andere wie sie oder wir selbst sind.