Agilität und die 12 Prinzipien
Agilität ist eines der prägenden Schlagwörter der Digitalisierung. In diesem Artikel zeigen wir Ihnen, was hinter dem Begriff steckt, was es mit dem agilen Manifest von 2001 auf sich hat, und erinnern uns daran, was eine agile Organisation ist und warum jeder Unternehmer eine agile Transformation anstreben sollte.
Was ist Agilität?
Agilität ist ein Ansatz, bei dem es darum geht, Projekte durch inkrementelle und iterative Schritte durchzuführen und fertigzustellen. Bei agilen Projekten wird regelmäßig Feedback eingeholt, sodass man sich schnell an neue Gegebenheiten anpassen kann. Im Gegensatz zum klassischen Projektmanagement wird hier nicht linear, d.h. in aufeinanderfolgenden, klar definierten Phasen gearbeitet, sondern kontinuierlich lernend. Unternehmen und Organisationen können sich so schneller und besser neuen Entwicklungen anpassen und haben damit einen Wettbewerbsvorteil.
Agilität bzw. agiles Arbeiten kommt in seinen Ursprüngen aus der Softwareentwicklung, wird aber heute aufgrund der zahlreichen Vorteile in vielen verschiedenen Projekten und Organisationen eingesetzt. Das Wort “Agilität” kommt vom lateinischen Wort “agilis”, was laut Duden soviel bedeutet wie “von großer Beweglichkeit zeugend; regsam und wendig” Agilität ist mehr eine übergreifende Kompetenz, als ein konkretes Tool, denn bei agilen Prozessen und in agilen Unternehmen geht es vor allem um ein agiles Mindset und ein Verständnis davon, wie agile Prozesse funktionieren. Wenn Sie wissen wollen, welche konkreten agilen Methoden und Tools es gibt, und wie diese im unternehmerischen Kontext und im Arbeitsalltag funktionieren können, dann werden Sie gerne einen Blick in diesen Artikel auf unserem Blog, wo wir Design Thinking, Scrum, Kanban und weitere agile Methoden vorstellen.
Das agile Manifest
Es gibt eine ganze Reihe agiler Methoden, z.B. Design Thinking, Scrum oder OKRs (im Weiteren Sinne gehört auch das Business Modell Canvas dazu). Damit diese Methoden jedoch sinnvoll eingesetzt werden können, braucht es ein grundlegendes Verständnis davon, was hinter dem Begriff “Agilität” steckt und welche agilen Werte es gibt. Auf der Website zum agilen Manifest heißt es: “Wir erschließen bessere Wege, Software zu entwickeln, indem wir es selbst tun und anderen dabei helfen.” Dieses Manifest wurde kurz nach der Jahrtausendwende von 17 renommierten Softwareentwicklern geschrieben, unter ihnen Jeff Sutherland und Ken Schwaber (Begründer des Scrum Framework). Das agile Manifest hat vier Grundsätze, die klar zeigen, wo und inwiefern sich Agilität vom klassischen Projekt- und Softwaremanagement unterscheidet.
1. Individuen und Interaktionen sind wichtiger als Prozesse und Werkzeuge.
Im Original: “Individuals and interactions over processes and tools”. Bei agilen Prozessen und in agilen Teams stehen die Menschen im Mittelpunkt. Kommunikation ist ein zentrales Werkzeug und ist wichtiger als klassische und bekannte Prozesse. Agile Organisationen sind beweglich und reagieren schnell auf äußere Einflüsse, neues Wissen oder ein angepasstes Umfeld, sodass hier bekannte und damit häufig starre Prozesse nicht weiterhelfen. Individuen und ihre Interaktion führen im agilen Umfeld zum Erfolg.
2. Funktionierende Software ist wichtiger als umfassende Dokumentation.
Im Original: “Working software over comprehensive documentation”. In diesem Leitsatz zeigt sich deutlich, dass das agile Manifest ursprünglich aus der Softwareentwicklung kommt. Doch auch dieser Leitsatz ist heute, mit leichten Abwandlungen, ein wichtiger Baustein und hilft, die Idee hinter dem Begriff Agilität zu verstehen. Agile Prozesse sind vor allem lösungs- und ergebnisorientiert (hier: funktionierende Software). Während in der klassischen Softwareentwicklung und im klassischen Projektmanagement viel Zeit für Präsentationen, Protokolle und Dokumentationen verwendet wird, ermöglicht ein agiles Setup eine starke Fokussierung auf funktionierende Endprodukte und Ergebnisse.
3. Zusammenarbeit mit dem Kunden ist wichtiger als Vertragsverhandlungen.
Im Original: “Customer collaboration over contract negotiation”. Die Relevanz interner Kommunikation und Interaktion in agilen Projektteams wurde bereits im ersten Leitsatz thematisiert. Hier wird diese Idee auf die Zusammenarbeit mit Kunden übertragen, die wichtiger ist als ein mehrfach geprüfter, vermeintlich wasserdichter Vertrag. Im Fokus steht auch hier ein direkter Austausch, im Gegensatz zu weiteren Dokumenten.
4. Reaktion auf Veränderung ist wichtiger als das Befolgen eines Plans.
Im Original: “Responding to change over following a plan”. In diesem Leitsatz steckt einer der Kerngedanken hinter Agilität. Agilität ist bzw. ermöglicht eine “Reaktion auf Veränderung”. Eine hohe Anpassungsfähigkeit ermöglicht es, zeitnah auf (interne und externe) Veränderungen zu reagieren.
Agile Prinzipien
Die vier Leitsätze des agilen Manifests bilden ein solides Grundgerüst, um zu verstehen, worum es bei Agilität geht. Um zu verstehen, wie das ganze tatsächlich im Alltag umgesetzt werden kann, haben wir drei weitere Blogartikel zum Thema Agilität geschrieben - zum agilen Projektmanagement, zu agilem Arbeiten und zu agilen Methoden. Auch im agilen Manifest gibt es einige Informationen und Hinweise zu agilen Strukturen und Prozessen - hier heißen sie “die zwölf Prinzipien”. Auch hierbei liegt der Fokus auf dem Bereich Softwareentwicklung, doch auch hier lassen sich die Prinzipien mit wenigen Anpassungen oder Gedankenspielen auf jede andere Organisation und jedes andere Tätigkeitsfeld übertragen.
Zusammengefasst stehen die folgenden Schlagworte bzw. Kernkonzepte im Vordergrund: Kommunikation, Schnelligkeit, Motivation, Funktionalität, Einfachheit, Selbstorganisation, Reflexion. Wie bereits zu Beginn geschrieben, verbirgt sich hinter Agilität weniger ein konkretes Tool oder ein Konzept, sondern eher ein Mindset bzw. eine Herangehensweise und Sichtweise auf die Dinge. Agilität ermöglicht Beweglichkeit und Geschwindigkeit in einem unsicheren und sich häufig verändernden Umfeld - ein Umfeld, das wir im Zeitalter der Digitalisierung und in einer VUCA-Welt so gut wie in jeder Branche haben.
Agile Transformation
In unserem Artikel zu agilen Unternehmen haben wir bereits erläutert, welche disruptiven Trends es gibt, die neue Organisationsformen und Konzepte wie Agilität erfordern. Dazu gehören (1) eine sich schnell entwickelnde Umgebung, (2) die ständige Einführung neuer disruptiver Technologien, (3) die Beschleunigung der Digitalisierung und Demokratisierung von Informationen und (4) der Fachkräftemangel bzw. “war for talents”.
Der erste Punkt - “eine sich schnell entwickelnde Umgebung” - war übrigens auch ausschlaggebend für die Entwicklung des agilen Manifestes, denn bevor agile Arbeitsweisen Einzug in Unternehmen hielten, gab es für Produktentwickler einige Herausforderungen. Besonders hinderlich waren lange Abstimmungs- und Freigabeketten, die dazu führten, dass Ideen und Produkte erst dann produktionsreif waren, wenn sich die Kundenbedürfnisse schon längst weiterentwickelt hatten und ihre Konzepte veraltet waren. Das agile Manifest von 2001 war eine Reaktion auf diese Situation, die bis heute unser Transformationsverständnis prägt - “Agilität”, “agile Arbeitsweisen” und die “agile Transformation” wurden geboren. Das Beratungshaus McKinsey definiert “agile Transformation als “eine ganzheitliche Veränderung, die Werte für das Unternehmen schafft. Sie erfordert notwendigerweise eine Veränderung des Betriebsmodells und der Arbeitsweisen. Oft sind Technologie und Digitalisierung nur ein Teil der Reise zur Vollendung einer agilen Transformation.” Eine McKinsey Untersuchung aus 2021 zeigt, dass diese agile Transformation je nach Sektor und Branche eine unterschiedliche Geschwindigkeit hat. Der Telekommunikationssektor und die Finanzbranche zeigen einen hohen Reifegrad bei der agilen Transformation.
Vorteile von Agilität
Eine (erfolgreiche) agile Transformation ist heutzutage zwingend notwendig, um im internationalen Wettbewerbsumfeld mithalten zu können. Sehr erfolgreiche agile Transformationen führen, laut einer McKinsey Untersuchung, zu einer dreimal höheren Wahrscheinlichkeit, im oberen Quartil der Wettbewerber zu liegen.